Meine Meinung dazu: 30 Jahre arrogantes Dagegen aus der Politik haben den Standort Deutschland für die Spieleindustrie komplett heruntergewirtschaftet. Das sind neben den üblichen Problemen wie nicht konkurrenzfähige Steuer- und Abgabenlast vor allen Dingen auch Eskapaden der CDU mit ihrer Killerspieldebatte, dem “Gamer stärker in den Blick nehmen” Schwachsinn des Horst S. und des schamlosen Missbrauchs zu politischen Zwecken des Computerspielepreises durch einen inkompetenten Verkehrsminister.
Keine Subventionen, willkürliche Strafen und Verbote der BpJS in den 80ern, 90ern und sogar 2000ern taten dann ihr übriges dazu, einen Standort, der Ende des letzten Jahrtausends noch voll von kreativen Köpfen und Ideen war, so lange auszumerzen, bis außer ein paar Resten von Crytek im wesentlichen nichts mehr übrig ist.
Danke Politik, danke Boomer, die bis heute das ganze als Kinderspielzeug abtun. Lasst uns einfach weiter Verbrenner bauen und Kohle verheizen, als seien es die 50er Jahre. Ich resigniere vor dieser Ignoranz.
Keine Subventionen
Als Zocker finde ich es natürlich erst einmal schade, dass ein Studio dichtmacht, aber: Warum braucht es für alles und jeden Subventionen?
Warum braucht es für alles und jeden Subventionen?
Auf die Gefahr hin, etwas an der Frage vorbei zu reden … Spieleentwicklung ist finanziell sehr riskant. Moderne Spiele brauchen oft mehrere Jahre zur Entwicklung. Teams von mehreren bis dutzenden hoch qualifizierten Leuten. Viel Werbung und gute Produktplatzierung sind nötig, weil ständig neue tolle Spiele erscheinen. Die Branche und der Geschmack ändern sich relativ schnell im Vergleich zur Entwicklungszeit, so dass sich zu Beginn eines Projekts kaum abschätzen lässt, wie viele Käufer das Produkt am Ende finden wird. Kosten hast du ab Tag 1, aber Einnahmen erst ab Tag 1000 oder so.
Das macht es vor allem für Newcomer schwer, Fuß zu fassen. Und es senkt die Risikobereitschaft, kreativ neue Konzepte auszuprobieren. Oder kulturell-pädagogisch wertvolle Spiele zu produzieren.
Wenn eine Gesellschaft all das haben will (Entwicklungsmöglichkeit für Menschen und Branche, Innovation, gesellschaftlicher Mehrwert), kann es sinnvoll sein, das entsprechend zu fördern. Und sei es nur, um das Risiko eines finanziellen Totalausfalls zu verringern, die Experimentierfreude zu erhöhen, oder inhaltlich wertvolle Beiträge zu unterstützen.
Es gibt allerdings auch Argumente dagegen. Es darf gefragt werden, ob wir vielleicht schlicht ein Überangebot haben. Und es gibt Fälle von geförderten Spielen fraglicher Qualität. Aber ich wollte hier auf die Pro-Seite mehr eingehen.
Ich verstehe deine Argumentation und stimme ihr auch streckenweise zu. Z. B. die
kulturell-pädagogisch wertvolle Spiele
, die du erwähnst. Wenn aus einem solchen Projekt ein tatsächlicher Mehrwert für die Gesellschaft entsteht, bin ich auch der Ansicht, dass man durchaus eine Unterstützung aus öffentlicher Hand vertreten kann.Spieleentwicklung ist finanziell sehr riskant. Moderne Spiele brauchen oft mehrere Jahre zur Entwicklung.
Viele Spieleentwickler haben vorgemacht, dass man sehr erfolgreich mit Early-Access-Spielen sein kann, die ihre Entwicklungskosten über Jahre hinweg decken.
Deutschland ist einer der größten Absatzmärkte für Computerspiele. Es ist daher gut wenn wir als Land auch von den Milliardenumsätzen profitieren für die unsere Bürger mit ihrem Geld sorgen - indem hier Arbeitsplätze entstehen, Karrierechancen sich entwickeln, Fachkräfte angezogen und ausgebildet werden, Steuern bezahlt werden.
Unsere Spieleindustrie wurde aber viele Jahre zurückgehalten weil die “Klillerspieledebatte” und “Video Spiele sind nur was für Kinder und halten sie von der Schule ab” - Politiker alles getan haben um sie klein zu halten.
Heute konkurrieren Spielentwickler in Deutschland mit Unternehmen im Ausland die Hire und Fire betreiben, ohne Konsequenzen ihre Mitarbeitenden schinden und sexuell nötigen und sich nicht entblöden ihnen im Crunch das Bett ins Büro zu stellen. Die Menschen in diesen Studios haben weder Krankenversicherung, noch Urlaubsansprüche, Krankentage und auch keine Gewerkschaften etc. Natürlich kostet es deutlich mehr wenn man sich auch nur an die Mindestanforderungen für einen deutschen Arbeitsplatz halten muss und dann noch deutsche Steuern zahlen, während z.B. Blizzard seit Jahren in Irland ohne davon kommt.
Eine Subvention kann verhindern, dass Geld nur aus Deutschland abfliesst, dass ein deutsches Unternehmen konkurrenzfähig sein kann, speziell in seiner Anfangsphase über die viele ohne zusätzliches Kapital nicht hinaus kommen. Dabei braucht es oft nur eine kleine Finanzspritze.
Natürlich kann man, wie alles, Subventionen missbrauchen, zum Beispiel um eine Automobilindustrie zu subventionieren mit Milliardenbeträgen die dann trotzdem in Sachen E-Autos nicht in die Puschen kommt um nur ein Beispiel zu nennen.
Subventionen sind ein staatliches Instrument und funktionieren so gut wie die Regierung das will. Also leider meist eher nicht.
Damit man sieht wie wenig Geld eigentlich ausreichen kann um sich vielfach auszuzahlen:
Chained Echoes: 80.000 Euro staatliche Förderung
According to GameSensor’s forecast, during the first month of the game’s release on Steam, Chained Echoes sales amounted to almost $1 million, and the number of Chained Echoes copies sold during the same time was about 60,000. These figures are impressive for a new game, and they demonstrate the popularity and success of Chained Echoes. A month before the game’s release on Steam, almost 50,000 players added the game to their wishlist, indicating the excitement surrounding its launch.
Dann kommen noch Einnahmen durch Game Pass, das Spiel ist ein Renner auf der Switch… Das ist ein massiver Erfolg für wenig staatlichen Einsatz.
Klar ist nicht jedes Game ein Erfolg, aber jedes Spiel schafft Erfahrung, Fachkräfte und Wissen, dass dann eine Basis für den industriezweig in Deutschland bilden kann.
Klar kann man alles immer dem Markt überlassen, dann sind wir aber auch ziemlich verlassen. Ich bin für Subventionen mit Kontrolle der Wirksamkeit und da hätte die Benzinpreisbremse oder die E-Auto Prämie und die Auto-Abwrackprämie schlecht abgeschnitten, in jeder Hinsicht, ausser natürlich für die FDP, die fand das alles gelungen.
Eine Subvention kann ein meritorisches Gut treffen, also einer Sache, die weniger nachgefragt wird, als es gesellschaftlich wünschenswert wäre, aber eine Subvention kann auch eine Investition sein, die sich mannigfaltig zurückzahlt. Ich denke, OP sieht eine Subvention für Spieleentwickler als Investition.
Kapitalistische Märkte leben von Subventionen, da der Staat der beste Investor ist, da er am besten mit Kapital umgehen kann.
Weil es in Deutschland unmöglich ist, mehrstellige Millionenbeträge einfach so selbst zu erwirtschaften, wenn man nicht VW, BMW oder RWE heißt. Da braucht es Investition von außen, muss ja keinen staatliche Subvention sein.
Da braucht es Investition von außen, muss ja keinen staatliche Subvention sein.
Ja, das sind dann Investitionen, keine Subventionen. Subventionen gehen eigentlich immer vom Staat aus. Und bei Unterhaltung erschließt sich mir nicht, warum sie eben staatlich subventioniert werden muss. Wir sind ja hier nicht im alten Rom mit „Brot und Spiele“.
Dann können wir ja die Subventionen für Kultur und Sport auch streichen, oder? Braucht man ja nicht.
Eine moderne Gesellschaft misst sich - wie auch bei den Römern - nicht ausschließlich durch Produktivität und Sozialsysteme. Auch die Zufriedenheit spielt eine Rolle und mich macht es gerade einigermaßen sprachlos, dass man nicht versteht, dass Unterhaltung natürlich und selbstverständlich subventioniert werden muss. In einer Gesellschaft ohne das würde ich nicht leben wollen.
Subventioniert werden Dinge, die man haben will, die sich aber nicht selbst tragen können. Die Videospielebranche macht weltweit ca. 200 Mrd. Umsatz und erfreut sich bester Gesundheit, warum genau müssen wir unbedingt deutsche Studios stützen? Games sind international, warum ist lokale Produktion so wichtig? Mit dem Kulturbereich, wo es um lokale Veranstaltungen in Präsenz geht, deren Nachfrage sich auch oft in Grenzen hält hat das relativ wenig zu tun.
Daedalic hat übrigens dicht gemacht, weil sie mit “Gollum” voll ins Klo gegriffen haben, nicht, weil es in Deutschland so unmöglich war zu arbeiten.
Games sind international, warum ist lokale Produktion so wichtig?
Sind sie eben nicht. Auch Games verbreiten wie jede andere Unterhaltung die Kultur der Hersteller. Wir könnten auch aufhören deutsche Filme und Serien über den Rundfunkbeitrag zu subventionieren.
Hier die Grenze zwischen Unterhaltung und Kultur so zu ziehen, dass Games keine Subvention verdienen (weil sie keine Kultur sind?), finde ich schlecht.
Am Ende finde ich es eben gut wenn lokale Kultur weiter gefördert wird, auch wenn sie sich wirtschaftlich nicht wirklich lohnt. Eine noch stärkere amerikanisierung der Medienkultur kann man sich eigentlich nicht wünschen, auch wenn wir schon bei 99% angekommen sind, oder?
Wir könnten auch aufhören deutsche Filme und Serien über den Rundfunkbeitrag zu subventionieren.
Das könnten wir in der Tat, die tragen sich nämlich nicht deswegen nicht selbst, weil sie deutsch sind, sondern weil sie zumeist richtig richtig schlecht sind.
Von daher muss man da auch keine Grenze ziehen, Filme, Serien und Spiele sind keine Nischenmedien sondern Milliardenindustrien, die in der breiten Bevölkerung nachgefragt werden. Produziert Qualität, dann wird sie auch gekauft.
Wo war denn der förderungswürdige kulturelle Unterschied zwischen Crysis und amerikanischen Shootern?
Daedalic hat übrigens dicht gemacht, weil sie mit “Gollum” voll ins Klo gegriffen haben, nicht, weil es in Deutschland so unmöglich war zu arbeiten.
Dir ist aber schon klar, dass Daedalic letztes Jahr von einem französischen Unternehmen gekauft wurde und die Jahre davor permanent am Schlingern war, weil die Produktionskosten so hoch waren. Die haben in der Zeit davor sogar über die Hälfte der Belegschaft entlassen müssen. Der Buchwert lag bei irgendwas mit 400.000€, was ein kompletter Witz ist für ein langjähriges Studio mit so vielen bekannten Titeln.
Klingt für mich jetzt jedenfalls nicht so danach, als sei daran nur Gollum Schuld. (Dass das Spiel vollständig kacke ist, bleibt dabei natürlich unberührt.)
Lokale Produktion in einem Wirtschaftssektor, der Multimilliarden erwirtschaftet, ist wünschenswert, da es Steuern einbringt. Industrie anzusiedeln, die keine bis wenig Geschichte hat, ist ohne monetäre Anreize schwierig, weil die Leute mit Wissen in der Branche ins Ausland gegangen sind. Unabhängig vom Kulturaspekt gibt es also auch durchaus wirtschaftliche Gründe am Kuchen Videospiele teilzunehmen.
Dann können wir ja die Subventionen für Kultur und Sport auch streichen, oder?
Nein, da diese nicht allein der Unterhaltung dienen. Förderungen von Kunst und Kultur dienen zu einem gewissen Grad auch der Bildung der Bevölkerung. Sport ist gut für die Gesundheit und daher sollte es jedem Menschen möglich sein, einem Sport nachzugehen.
Und nein, ich bin ebenfalls nicht dafür, den ÖRR abzuschaffen. Wofür ich allerdings bin, ist die Ausgaben im Bereich Unterhaltung im ÖRR zurückzufahren: Wir brauchen nicht das x-te Krimiformat.
Ich sehe nicht, wie eine Förderung von Fußball im Sinne der Ausstrahlung im TV Menschen messbar gesünder macht.
Kultur ist auch wieder so eine krumme Definition. Für dich mag das nur Bach und Mozart sein, für mich ist Monkey Island, Die Siedler oder der C64 Kulturgut. Weil sowas auch Kulturgeschichte geschrieben hat für viele von uns. Ich weigere mich gegen diese Darlegung, dass Kultur nur ist, was in Museen steht.
Ich habe durch Super Mario motiviert mehr gelernt und mich gebildet, als ich jemals in allen Kunstwerken aller kulturell anerkannter Künstler zusammen gelernt habe. Kultur ist keine absolute Größe, sondern bedingt durch ihren subjektiven Zugang. Ich verstehe ja, dass nicht alles einen kulturellen Anspruch hat, aber ein Phänomen, das seit vier Dekaden Menschen fasziniert, völlig zu ignorieren, ist für mich einfach nur inakzeptabel.
Ich sehe nicht, wie eine Förderung von Fußball im Sinne der Ausstrahlung im TV Menschen messbar gesünder macht.
Davon habe ich zwar nichts geschrieben („Sport subventionieren“ bedeutet für mich Vereine und Sportstätten zu unterstützen), aber ich dachte mir schon, wenn ich den ÖRR erwähne, dass das noch kommt: Ich bin dafür, dass der ÖRR für Veranstaltungen, in denen eine Mannschaft Deutschland offiziell vertritt, automatisch Senderechte erhält.
Für dich mag das nur Bach und Mozart sein, für mich ist Monkey Island, Die Siedler oder der C64 Kulturgut.
Kultur ist nichts, was sich auf Abruf erschaffen lässt. Alles von dir genannte ist Kulturgut, aber es musste sich zunächst als solches durchsetzen und häufig passiert das nicht mal zu Lebzeiten des Erfinders. Und per se Gelder zu verteilen, nach der Devise „Irgendwas wird schon dabei herumkommen.“ halte ich nicht für zielführend.
ein Phänomen, das seit vier Dekaden Menschen fasziniert, völlig zu ignorieren
Sage ich doch nicht. Ich bin nur dagegen per Gießkanne jedem Geld in die Hand zu drücken, nur weil er potenziell etwas machen könnte, dass eines Tages „Kultur“ sein könnte.
Meine Meinung dazu: 30 Jahre arrogantes Dagegen aus der Politik haben den Standort Deutschland für die Spieleindustrie komplett heruntergewirtschaftet
90s Kids remember. Computerspiele sind viel zu lange als Gefahr für die öffenltiche Ordnung und als Bremsklotz am Bein der jungen Leute gesehen worden. Das Talent und der Wille war da, aber jetzt ist der Schaden angerichtet. Was solls, das große Geld im Bereich der Videospiele wird eh nicht mehr mit guten Titeln gemacht, sondern mit den kleinen und unafwendigen. Da könnte man heute ansetzen und sich z.B. ein größeres Stück vom globalen Mobile-Kuchen holen, indem man die dazugehörigen Skills und/oder die dahinterstehenden Einmann-Unternehmen fördert.
Das sehe ich auch so. Aber so eine Förderung gibt es nicht, es werden nur Leuchtturmprojekte gefördert und die kommen meist aus bereits größeren Studios. Echte Indie-Entwickler haben es sehr, sehr schwer.
Als Grund führte das Studio an, dass
[…] der persönliche Tribut und das finanzielle Risiko einfach zu groß [sei], Spiele auf einem so hohen Niveau zu entwickeln.
Ich denke dieses Problem hast du quasi in jedem Land oder nicht? Das meiste an Kosten werden Personalkosten & Miete sein nehme ich an. Auch wenn ich deinem Punkt natürlich schon zustimme.
Danke für den Hinweis, ich habe um die Abgabenlast den Text oben erweitert. Natürlich meinte ich das auch, Gehälter sind einfach zu niedrig und trotzdem zu teuer in Deutschland.
Darum können wir in Deutschland nichts schönes haben.
Sowohl Shadow Gambit als auch Gollum waren mit mehren Millionen Euro staatlich gefördert.
Das ist toll für Daedalic. Hast du schonmal versucht, als Studio in Deutschland so eine Förderung zu beantragen? Ich schon. Wundert mich gewaltig, wie die es überhaupt geschafft haben, die Hürde “Bezug zur deutschen oder europäischen Kultur” zu meistern.
Warum sollte ich das versucht haben? Ich bin kein Studio (anders als offenbar du). Deine Behauptung, es gäbe keine Subventionen, ist aber klar falsch, und Daedalic und Mimimi ist es auch gelungen, sie zu erhalten. Dass du daran gescheitert bist, tut mir aber sehr leid.
Danke, leider nicht nur ich, um mich geht es auch nicht an dieser Stelle. Und es geht ja nicht darum, dass es gar keine Subventionen gibt, sondern wie gegen die Spielebranche vorgegangen wurde und wie man sie nicht nur plattgemacht hat, sondern nun links liegen lässt. Förderungen gibt es… genau eine. Und letzten Oktober hieß es sogar, dass man die streichen wolle, was zum Glück doch nicht passierte.
Besagte Förderung sind 70 Millionen - klingt erstmal viel, bis man zum Beispiel die Zahlen der Automobilindustrie sieht. Da werden jährlich 17 Milliarden (!) lockergemacht. Für den Fußball wurden während Corona (warum auch immer) 200 Millionen hingelegt. Ein Tatort kostet 1,5 Millionen pro Folge.
70 Millionen sind sicher nicht nichts, aber das sind ganz maue Reparationsleistungen verglichen mit dem Schaden, den eine videospielefeindliche Politik der letzten 30-40 Jahre angerichtet hat.
So formuliert stimme ich dir absolut zu. Im Verhältnis steht das nicht. Ob die Politik jetzt der einzige Grund (oder der Hauptgrund) für den Zustand der deutschen Spielebranche ist, vermag ich nicht zu sagen.
Der einzige wäre vermessen, das räume ich ein. Zusammen mit der boomerigen Haltung des “das sind doch nur Kinderspiele” stellt das für mich aber definitiv den Hauptgrund dar, was jammerschade ist, denn wir hätten so eine Art Hollywood der Videospieleindustrie werden können.
@aaaaaaaaargh “Keine Subventionen” ist falsch. Mimimi Games z.B. hat Förderungen vom Bund und vom Land Bayern erhalten. EU-Wettbewerbsrecht beschränkt zudem wie viel der Staat bezuschussen darf.
Wenn man als Spieleentwickler an Indizierung und Killerspiel-Stigma scheitert kann es mit dem kreativen Potential ja nicht so weit her sein. Wo sollen die kreativen Köpfe Ende letzten Jt. eigentlich gewesen sein?
…@aaaaaaaaargh
…
Hierzulande wurde doch schon immer fast nur nachgemacht was andere im Ausland vorgemacht haben.
Und von wegen ‘ausmerzen’: Mismanagement ist der Hauptgrund warum deutsche Entwickler eingehen.
Mir ist das zu viel ‘DieAnderenSindSchuld’-Gejammer.Stimmt in dem Fall nicht: Aufbausimulation ist zu großen Teilen in den 80ern und 90ern in Deutschland entstanden. Die Demoszene (sozusagen die Relikte einer unfassbar kreativen Gruppe von Entwicklern aus der C64-Zeit) entstand zu großen Teilen in Deutschland und ist mittlerweile sogar als Kulturerbe eingestuft.
Zu deinem anderen Satz: Ich habe an anderer Stelle genauer darüber referiert - lies doch bitte mal, was die BpJM (früher BpJS) an Zensur betrieben hat. Lies bitte auch, was genau alles verboten wurde und wie es den Markt eingeschränkt hat. Dann kannst du gern auch noch mehr Details über die Killerspieldebatte und Videospiele als omnipräsenten Sündenbock für quasi alles in Deutschland recherchieren. Es ist nicht so, dass das reines Missmangement war und ist - das stellst du leider unwahr und zu vereinfacht dar.
@aaaaaaaaargh Demoszene kenn ich seit 30 Jahren - großer Fan, aber gerade dort wurde auch immer viel nachgemacht (was in den Scrollertexten und Diskmags auch ganz gut dokumeniert/kommentiert wurde)… bzw. remixed, um das nicht so negativ klingen zu lassen, ich will diesen kreativen Prozess gar nicht in Abrede stellen: das iterative Neuinterpretieren hatte grandiose Demos zur Folge. Aber in den meisten Demos folgten die Effekte, die Musik und Grafiken einfach dem aktuellen Trend. ↘️
@aaaaaaaaargh (Häufig auch eher schlecht als recht wenn man sich auch mal die viert-bis-letzt-platzierten Beiträge in den Compos anschaut, oder mal Partyreports durchliest.) Das ist aber für die Diskussion hier ohnehin alles recht egal, weil gute Democoder/-musiker und -grafiker nicht automatisch gute Gamedesigner sind egal wie kreativ sie sind.
Ja es wurde fleissig indiziert in Deutschland, betroffen war davon aber genau welcher Spieleentwickler aus Deutschland? ↘️
@aaaaaaaaargh Die Idee Deutschlands Spieleindustrie stünde in der Welt irgendwie besser da wenn sie hierzulande in den vergangenen 30 Jahren mehr Gewalt, Titten und Hakenkreuze in ihren Spielen hätte zeigen dürfen ist doch naiv. Wie haben das nur all die nicht-deutschen Entwickler geschafft auf dem deutschen Markt erfolgreich Spiele zu verkaufen?
Den Effekt der Killerspieldebatte auf die Entwickler bei uns halte ich für maßlos überschätzt. ↘️
@aaaaaaaaargh Abgesehen von einigen konservative Luftpumpen hat diese Debatte doch kaum jemand geführt. Und angesichts der Tatsache, dass sich die Indizierungpraxis in den letzten Jahren zunehmend entspannt hat, hatte die Killerspieldebatte, wenn sie überhaupt einen nennenswerten gesellschaftlichen Effekt hatte, womöglich einen positiven.
Ja schon, aber es geht doch gerade bei den restricted compos um das, was man nicht sieht. Wie man auf kleinem Speicher und sehr begrenzter Hardware Dinge zaubert, die für unmöglich gehalten wurden. Für mich war es immer weniger das, was man sieht und hört als das, wie es erreicht wurde.
Kann man auch so lesen: Geschäftsführung hat ausgesorgt also mach den Laden dicht.
Schade drum, die Desperados-Reihe war spitze!Die Realität für Studios in Deutschland sieht eher so aus, als dass du einen Haufen Geld irgendwoher bekommen musst und nach Produktionsabschluss mit quasi nichts da stehst und hoffst, dass etwas reinkommen wird, um die Auslagen zu decken.
Außerdem: wer wäre besonders im Moment so blöd, eine laufende Einkommensquelle einfach so zu schließen, weil man “ausgesorgt” hat? Das halte ich für nicht sehr plausibel.
Also wie in jedem anderen Land auch. Oder z.B. in der Filmbranche.
Die laufende Einnahmequelle sind doch die alten Spiele. Die gehen ja nicht weg. Die haben halt keinen Bock, die laufenden Einnahmen und die vergangenen Gewinne aufs Spiel zu setzen um weiter zu machen weil ihnen die Kohle reicht. Ist ja auch legitim. Kann man dann halt eher unter “die haben’s geschafft” abheften als unter “die Branche wird politisch nicht genug gepempert”.
Nichts für ungut, aber ich schlage vor, du beschäftigst dich etwas eingehender mit der Historie deutscher Spieleschmieden. Bluebyte, Sunflowers, Crytek, die ganze C64 Geschichte damals… Schau dir an, welches Potential vorhanden war und warum es kaputt ging. Es war nicht fehlendes politisches pempern, sondern es war das aggressive Vorgehen von Politik gegen diese Industrie. Und das halt leider bis heute an weil “ist ja nicht so wichtig”.
Es ist absurd zu behaupten, vor diesem Hintergrund könne man sich in Deutschland im großen Stil einfach zurücklehnen und abkassieren. Stimmt einfach nicht. Und dir sollte auch klar sein, dass Einnahmen produzierter Spiele nicht konstant sind, sondern stetig fallen. Vergleiche vor dieser deiner Aussage mal bitte die Produktionen in anderen Ländern, gern auch Polen oder Tschechien, wenn dir die USA zu weit gegriffen im Vergleich ist. Die können dort produzieren, weil die Kosten nicht so exorbitant sind, aber die echten AAA Titel kommen mit wenigen Ausnahmen immer noch aus dem Land, wo die Dollar fließen.
Welches aggressive Vorgehen denn? Das Interviewgeplärre über “Killerspiele”? Wurden daraus irgendwelche Gesetze? In wiefern soll das den “die Siedler” Hersteller Bluebyte wirtschaftlich tangiert haben?
Naja, z.B. wurde Empire Earth 3 nach dem Amoklauf in Emsdetten ohne Jugendfreigabe, also ab 18 rausgegeben, obwohl PEGI es mit 12 einstufte und auch die Vorgänger in Deutschland ab 12 waren. Das ist jetzt der Titel, der mir spontan dazu eingefallen ist. Es wird aber sicherlich nicht das einzige Spiel gewesen sein, dass von völlig irrationalen USK Entscheidungen betroffen ist.
Dazu kommt, dass das Interviewgeplärre, die Talkshows und co. bei vielen uninformierten Eltern und Lehrern Eindruck hinterlassen haben, wodurch man als heranwachsender Spieler teils gegängelt wurde, oder sich mühsam rechtfertigen musste. In der Folge lag dann bei vielen kein Spiel unterm Weihnachtsbaum, die sich gerne eines hätten schenken lassen.
Aber diese feindliche Haltung hat natürlich auch für die Entwickler Probleme bereitet. Das sind dann so fragen, wie leicht man es hatte auf einer Jobmesse teilzunehmen und Leute anzusprechen, ob sich bestimmte Leute, die gerne Spiele entwickelt hätten, nicht aus sozialem Druck doch einen anderen Job gesucht haben, ob die Firma vom Bürgermeister als Chance begriffen wird, und bei der Ansiedlung geholfen, oder doch eher die Schotten dicht gemacht werden, und die Lokalpolitik darauf hinwirkt, dass wer anderes in dem neuen Bürphaus unterkommt.
Daraus wurde fast eine Generalüberwachung sämtlicher Videospiele konsumierender Menschen in Deutschland, vgl. Seehofers Aussage vor ein paar Jahren.
Dann wurden lange Zeit Ragdolls für die deutsche Version von Spielen entfernt, weil irgendjemand entschieden hat, das sei zu realistisch. Seit FIFA aber auf einmal alles kein Ding mehr.
Überhaupt könnte ich dir dutzende dieser völlig sinnlosen Zensuren von Spielen NUR in Deutschland nennen. Das ist nicht mehr nur tangieren, das war und ist aktives bekämpfen eines Marktes.
Ich denke schon, dass jedes neue Game deinen jetztigen Gewinn aufs Spiel setzt und du am Ende vielleicht mit nichts dastehst.
Kann die Entscheidung also durchaus nachvollziehen.
Ei, natürlich ist das so. Ich meinte das auch nicht wertend. Sei ihnen gegönnt.