Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation hat Aspartam als "möglicherweise krebserregend" eingestuft. Den Konsum solle man mäßigen. Doch ist der Süßstoff wirklich gefährlich und worin ist er enthalten? Was Sie darüber wissen sollten.
Also wieder das gleiche wie immer: In riesigen (komplett unrealistischen) Mengen erhöht es (ganz überraschend) das Krebsrisiko. Solange man es sich nicht pur reinzieht oder nur Aspartam-Getränke trinkt unbedenklich. Die Zuckerlobby wirds aber freuen, die können jetzt wieder schön propagieren, dass Zucker viel besser ist und diese ganzen Süßungsmittel viel schlimmer sind…
Die ganzen Artikel die ich aufploppen sehe ordnen das zwar gut ein, die meisten Menschen werden aber nur die Überschrift lesen. Heißt aber auch, dass ich in den nächsten Monaten wieder mehr Aufklärungsarbeit leisten muss wenn ich mal ein Light-Getränk trinke und darauf angesprochen werde.
Lustigerweise sagt die WHO-Einstufung (bzw. der International Agency for Research on Cancer (IARC)) das nicht mal. Die Menge für “unbedenklichen Konsum” von 40mg pro Kilo Körpergewicht und Tag kommt vom JECFA (Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives) und basiert auf einer Studie an Ratten von 1981:
Da Menschen aber keine Ratten sind, folgt daraus aber nicht, dass es überhaupt krebserregend für Menschen ist (oder für den Fall, dass doch, dass dann die gleichen Werte gelten, weswegen das JECFA wohl den Faktor 100 eingebaut hat). Wie der Artikel der BR auch erwähnt, kommt die Einstufung als “möglicherweise krebserregend” auch eher von den neueren Kohortenstudien an Menschen (bzw. aus der Kombination mit den Tierversuchstudien), die einen leichten statistischen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Süßstoffen (bereits bei relativ geringem Konsum) und Krebs ermittelt haben. Laut IARC ist die Datenlage aber nicht ausreichend, um hier zu schließen, dass Aspartam kausal verantwortlich ist, und nicht z.B. ein anderer Stoff, dessen Konsum mit dem von Aspartam korreliert etc.. Deswegen empfehlen sie explizit mehr Forschung zum Thema. Im Prinzip scheint das auch der Sinn der Einstufung als “möglicherweise krebserregend” zu sein, man sollte das also eher als “vielleicht ist was dran, vielleicht auch nicht, also eher mal vorsichtig sein und mehr forschen” als als “ist in sehr hohen Dosen krebserregend” (oder auch “ist im Alltag definitiv unbedenklich”) verstehen.
Leider zitiert hier der BR nicht, dass die WHO in der gleichen Mitteilung explizit empfielt, den Zuckerkonsum zu beschränken:
Insgesamt finde ich, dass hier leider viele Medien etwas irreführend das implizite Narrativ unterstützen, dass die WHO irgendwie Panik schieben würde oder so, dabei wird hier teils einfach nicht klargestellt, was diese Einstufung überhaupt aussagt (oder auch nicht aussagt). Wer sich die Veröffentlichungen der WHO direkt anschauen will, kann die hier finden.
Klickt sich ja sonst auch nicht so gut, wenn man es differenzierter ausformulieren würde…
Die korrekte Antwort auf “Du weißt schon, dass das ungesund ist” ist nicht “Well, ackchually…”, sondern “Bitte mischen Sie sich nicht in die eigenverantwortlichen Entscheidungen erwachsener Menschen ein”. Der Stress, ständig daran denken zu müssen, ob dieses oder jenes ungesund sei, ist selber auch ungesund.
Natürlich hast du Recht, aber im direkten privaten Umfeld räume ich lieber mit solchen Vorurteilen auf anstatt nur zu sagen “geht euch nichts an, lasst mich in Ruhe” ;)