Gerade dieses Video des “Wirtschaftswarntags” gesehen. Die Dame fordert, dass Unternehmen vom Staat ihre Energiekosten gedrückt bekommen, weil sonst ja nix geht.

was ist besser daran, wenn der Staat mit den Steuern der Bürger Unternehmen fördert, als wenn die Produkte einfach teurer werden und dann nur die wirklichen Kunden selber die Unternehmen dafür bezahlen müssen?

abgesehen von Luxussteuer und anderen Umverteilungslösungen, die ja nicht wirklich gemacht werden, ist das doch Geldverschwendung?

wenn produkte dann teurer werden kaufen Unternehmen und Menschen mehr aus dem Ausland. entsprechend erhöht man Importzölle für energieintensive Produkte, und kann mit dem Geld dann die Energiewende finanzieren?

Ein Klimageld (hust hust kommt das noch?) wäre dann eine weitere Umverteilungsmaßnahme gegen Armut durch Inflation.

Von Bedingungslosem Grundeinkommen, Wohngeld, besserem Bafög und BAB, und sofortiger uneingeschränkter Arbeitserlaubnis für Hergezogene mal zu schweigen.

ich verstehe es nicht

  • federal reverse@feddit.org
    link
    fedilink
    arrow-up
    33
    ·
    edit-2
    3 days ago

    Erstmal: Der Wirtschaftswarntag ist eine Aktion von INSM, einem neoliberalen Großunternehmer-Denktank und eng verbandelt mit CxU/FDP. Aber der ÖRR verschweigt mal wieder, dass das eine Aktion von INSM ist. Und berichtet total unkritisch über die Mini-Demos für private Einzelinteressen, die offenbar ganze 1000 Menschen bundesweit gezogen haben.

    [Und auch so manipulativen Quatsch wie “aus eigener Kraft Wachstum erzeugen” während die Befragte literal nach Staatshilfen fragt, lässt der ÖRR einfach so stehen.]

    Auch die im Beitrag vorkommenden Familienunternehmer sind nicht ganz so kuschelig wie der Name anmutet. Das sind viele große Unternehmen, die eben einfach nicht börsennotiert sind, unter anderem Dr. Oetker.

    And with that, es gibt durchaus Gründe für den Industriestrompreis, die sich aber eigentlich ganz gut auf den generellen Strompreis übertragen lassen:

    • Deutschland exportiert den größten Teil seiner Erzeugnisse. Das kann man also nicht nur über Importzölle lösen. Vor allem ginge es dann um europäische Importzölle und nicht um deutsche, wenn man nicht gerade die EU sprengen will. Dabei hätte aber zum Beispiel Frankreich andere Interessen: Dort ist der Strom unheimlich hoch subventioniert wird und damit günstig.

    • Ein günstiger Strompreis – ausdrücklich nicht nur der Industriestrompreis – würde auch die Loslösung von fossilem Gas unterstützen. Strom muss dafür so berechenbar und günstig wie möglich sein. Und auch Berechenbarkeit ist tatsächlich wichtig, sonst befördert man aller halber Jahre manipulative Negativschlagzeilen, dass irgendein Unternehmen, was sich nur am Spotmarkt mit Strom versorgt, “total geschockt” von den Strompreisen sei und jetzt “leider die Produktion aufgeben muss” (für eine Woche, aber das steht irgendwo klein am Ende im Artikel).

    • trollercoaster@sh.itjust.works
      link
      fedilink
      arrow-up
      5
      ·
      edit-2
      2 days ago

      INSM

      Das sind übrigens die Arschlöcher, denen wir die letzten paar Jahrzehnte Sozialabbau mit zu verdanken haben.

      verbandelt mit CxU/FDP

      Nicht nur mit CDU/FDP. Die kuscheln auch gerne mit SPD und Grünen. Die “Agenda 2010” der Regierung Schröder/Fischer ist auch auf dem Mist der INSM gewachsen.

    • JoKi@feddit.org
      link
      fedilink
      Deutsch
      arrow-up
      4
      ·
      3 days ago

      Der Wirtschaftswarntag ist eine Aktion von INSM

      Ach deshalb hat Lindner in seiner (hoffentlich) letzten Rede im Bundestag gejammert, dass Scholz und Habeck nicht dort waren.

  • muelltonne@feddit.org
    link
    fedilink
    Deutsch
    arrow-up
    12
    ·
    3 days ago

    Ich bin da auch hin- und hergerissen:

    • Ja, die Industrie braucht viel Strom. Aber das tut sie überall, man kann auch in China etwa Aluminium nicht mit weniger Strom produzieren
    • Ja, die Strompreise sind deutlich unterschiedlich in unterschiedlichen Ländern und ja, diverse Staaten subventionieren ihre stromintensive Industrie massiv
    • Ja, das machen wir auch mit dem Industriestrompreis, weil die Industrie etwa von der EEG-Umlage befreit wurde. Ich als Endverbraucher zahle also deutlich mehr für meinen Strom als der Unternehmer nebenan und der Großunternehmer weniger als der Kleinunternehmer. Das erscheint mir persönlich arg unfair, gerade da die Energiewende ja eine Wende weg von der CO2-Erzeugung sein soll
    • Denn wenn wir mal ehrlich sind: Am Ende wäre es kackegal, wie viel Strom wir verbrauchen, wenn wir den aus erneuerbaren CO2-neutralen Quellen beziehen.
    • Die Subvention energieintensiver Industrie blockiert aber genau das - denn wenn der Strom weiterhin schön günstig ist, dann gibt es weniger Anreize endlich alles auf Wind- & Solar umzustellen
    • Gerade energieintensive Betriebe könnten ja durchaus noch mehr machen, mit Windkrafträdern auf dem eigenen Betriebsgelände, dem Solarpark nebenan und so weiter, aber genau das passiert ja erstaunlicherweise nicht.
    • Die Firmen, die gerade jammern, haben auch nicht verstanden, welche riesigen Herausforderungen die russische Aggression in der Ukraine und die Erpressung mit dem Gas die letzten Jahre bedeutet hat. Völlig irre in Mitten eines auch per Energielieferungen geführten Krieges darüber zu schreien, dass Strom zu teuer ist. Es ist gerade mal einen Winter her, dass wir Angst hatten, im Winter nicht genügend Gas zum Heizen zu haben
  • copacetic@discuss.tchncs.de
    link
    fedilink
    Deutsch
    arrow-up
    7
    ·
    3 days ago

    Ein wichtiger Aspekt ist, dass wir auf unsere Exporte stolz sind. Unserer Industrie kann es auch gut gehen, wenn die eigenen Bürger zu arm sind die Produkte zu kaufen. Oder andersrum, wenn unsere Bürger mehr konsumieren, bedeutet das noch nicht unbedingt einen relevanten Zuwachs für die Unternehmen.

    Plot Twist: Wegen Trump und mehr globalem Handelskrieg dürfte sich das jetzt ändern. Wir müssen wohl wieder mehr lernen uns selbst genug zu sein. Zumindest innerhalb der EU. Da sind aber vermutlich einige in unserem Mittelstand noch nicht für vorbereitet.

  • rumschlumpel@feddit.org
    link
    fedilink
    arrow-up
    3
    ·
    edit-2
    3 days ago

    Das grundsätzliche Problem ist, dass wir zwischen EU-Ländern nicht einfach Importzölle erheben können. Die Strompreise sind zwischen den EU-Ländern sehr unterschiedlich, was zum Teil an der Subventionspolitik liegt und zum Teil an naturräumlichen Gegebenheiten (z.B. können Norwegen und Österreich einen Großteil ihres Stroms aus Wasserkraft erzeugen, was sehr CO2-arm und relativ günstig ist und ohne große Batteriespeicher auskommt, da die Energie im Wasser in den Talsperren gespeichert werden kann; in Binnenländern weht auch der Wind nicht so stark wie an der Nordsee).

    Man kann auch durchaus argumentieren, dass es ökologisch sinnvoll ist, wenn Produkte in Deutschland statt z.B. in China hergestellt werden, da schon jetzt Deutschlands Strommix deutlich grüner ist als Chinas und der Trend aktuell eher dazu geht, dass der Unterschied noch größer wird. Mal ganz davon abgesehen, dass bei in der EU konsumierten Waren dann der Transportweg deutlich kürzer ist. Andererseits wäre es natürlich wünschenswert, wenn Produkte dort hergestellt werden, wo es besonders viel grünen Strom gibt, also z.B. in Österreich, an der Nordsee oder vielleicht in Spanien oder Nordafrika, wo der Sonnenschein richtig reinballert.

    Aber ich bin selbst auch noch nicht so recht überzeugt, dass ein massiv subventionierter Industriestrompreis wirklich Sinn macht.